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O f f e n e r B r i e f - Die grün-rote Zählgemeinschaft streicht den Sportausschuss und will künftig alle Belange des bezirklichen Sports nur noch im Rahmen des Schulausschusses behandeln.

Sehr geehrte Frau Bezirksbürgermeisterin,

sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Sportvereine,

mit erheblichem Befremden und Entsetzen haben wir erfahren, dass die Zählgemeinschaft von BÜNDNIS 90/Die Grünen und der SPD den Sportausschuss streicht und sämtliche Belange des Sports, die in der Pandemie nicht weniger geworden sind, künftig nur noch innerhalb des Schulausschusses behandeln möchte, der schon für sich genommen ein problemträchtiger ist.

Seit mehr als 50 Jahren hat der Sport im Bezirk über einen eigenständigen Ausschuss verfügt. Damit wurde u.a. der Tatsache entsprochen, dass Charlottenburg-Wilmersdorf im Verhältnis zu den anderen Berliner Bezirken und der jeweiligen Einwohner:innenzahl die meisten aktiven Sportler:innen aufweist. Eine Verschmelzung des Sportausschusses mit dem für Schule erscheint uns auch deshalb als völlig ungerechtfertigt, da der Schulausschuss sich in der Vergangenheit als ein eher umfangreicher erwiesen hat; die monatlich 90 Minuten, die jedem Ausschuss zur Klärung von Problemen zur Verfügung stehen, haben schon allein für die Schulthematik kaum ausgereicht. Wir befürchten also, dass künftig zur Klärung von Sachfragen und Problemen aus dem Sportbereich keine oder kaum noch Zeit übrigbleibt.

Darüber hinaus werden der Stellenwert und die Wertschätzung des organisierten Sports in der Gesellschaft in unserem Bezirk damit weiter auf ein Minimum reduziert.

Da hilft es auch nicht, dass die gerade wiedergewählte Sportstadträtin für Charlottenburg-Wilmersdorf, Heike Schmitt-Schmelz, in der kommenden Legislaturperiode einen „Rat des Sports … mit allen wichtigen Akteur*innen“ einrichten will, um den Sport „nachhaltig (zu) stärken“, wie sie es auf ihrem facebook-Account am 18.12.21 verkündet hat.

Der Bezirkssportbund Charlottenburg-Wilmersdorf e.V. ist der legimitierte Vertreter des organisierten Sports. Mit über 75.000 Mitgliedern in 81 Vereinen steht bereits seit Jahren ein kompetenter Ansprechpartner für den Sportbereich zur Verfügung. Die Bezirkssportbünde sind sogar namentlich in den Sportanlagen-Nutzungsvorschriften – SPAN verankert. Außerdem wurden sie durch eine LSB-Satzungsänderung im Landessportbund Berlin gestärkt, wodurch zukünftig alle Berliner Vereine kostenfrei direktes Mitglied im Landessportbund werden können. Das dadurch veränderte Stimmrecht beim Landessportbund, werden durch die BSBs übernommen.

Für die Belange des Sports in unserem Bezirk, gerade in Zeiten einer Pandemie, die dem organisierten Sport über Gebühr zusetzt, brauchen wir einen eigenen, funktionsfähigen Ausschuss, um allen anstehenden Aufgaben und Problemen in unserem Bezirk gerecht zu werden und uns Gehör zu verschaffen!

Es scheint bei der kürzlich beschlossenen Auflösung eines eigenen Sportausschusses schlicht vergessen worden zu sein, dass die gemeinnützigen Sportvereine in ihrer täglichen Arbeit, unterstützt durch viel ehrenamtliches Engagement von einer Vielzahl von Vereinsmitgliedern, sportlich-soziale, also vorrangig integrative, und damit gesellschaftlich relevante Aufgaben von unschätzbarem Wert übernehmen und ausführen. Damit sind die gemeinnützigen Sportvereine eine tragende Stütze in unserer Gesellschaft und unserem Wertesystem und hätten es aus unserer Sicht mehr als verdient, von den politisch Verantwortlichen auch dementsprechend berücksichtigt zu werden!
Die Streichung des eigenen Sportausschusses durch die Zählgemeinschaft von BÜNDNIS 90/Die Grünen und der SPD steht dieser Wahrnehmung diametral entgegen.

Die organisierten Sportvereine von Charlottenburg-Wilmersdorf, unabhängig davon, ob sie beim Bezirkssportbund Mitglied sind oder nicht, bitten die Zählgemeinschaft darum, ihren diesbezüglichen Plan noch einmal zu überdenken und uns in unserem Appell an die BVV-Fraktionen zu unterstützen, die Streichung des Sportausschusses rückgängig zu machen.

Wir bitten hiermit alle Vereinsvertreter:innen darum, diesen offenen Brief an ihre Mitglieder zu verteilen.
Außerdem bitten wir Sie, schnellstmöglich, also vor der nächsten Bezirksverordnetenversammlung am 20. Januar 2022, beim Ausschuss für Eingaben/ Beschwerden gegen die Entscheidung Widerspruch einzulegen.

Bitte nutzen Sie hierfür auch Ihre jeweiligen direkten Kontakte im bezirklichen Leben.

 


Pressestimmen vom Tagesspiegel "Leute Charlottenburg-Wilmersdorf" von Cay Dobberke (23.12.2021)

Kritik an Zusammenlegung des Schul- und Sportausschusses.
Die grün-rote Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf will die Ausschüsse für Schule und Sport fusionieren, um die Arbeit der Mitglieder zu vereinfachen. Aber es gibt starke Proteste dagegen. Mit „Befremden und Entsetzen“ reagiert der Bezirkssportbund, der 81 Vereine mit mehr als 75.000 Mitgliedern vertritt, in einem offenen Brief.

Laut Präsident Andreas Hilmer ist Charlottenburg-Wilmersdorf, im Verhältnis zur jeweiligen Einwohnerzahl gesehen, der Berliner Bezirk mit den meisten aktiven Sportlerinnen und Sportlern. Ein eigenständiger Ausschuss hätte „wie in den vergangenen Wahlperioden üblich, der Bedeutung des Sports in unserem Bezirk Rechnung getragen“, sagte Hilmer dem Tagesspiegel. Der Bezirkssportbund sieht auch die Pläne für ein kommunales Sportentwicklungsprogramm, an denen er beteiligt ist, „in einem gemeinsamen Ausschuss mit Schule gefährdet“.

Die Vereine werden in dem Rundschreiben gebeten, ihre Mitglieder zu informieren und vor der nächsten BVV-Sitzung im Januar einen Widerspruch im Ausschuss für Eingaben und Beschwerden einzulegen.

Auch die anderen Fraktionen distanzieren sich vom Beschluss der Grünen und der SPD. Mit nur noch einem Beratungsgremium sei „weder den Schulen noch dem Sport gedient“, kritisiert der bisherige Sportausschussvorsitzende Hans-Joachim Fenske (CDU). Er ist außerdem Präsident des Berliner Sport-Clubs in Grunewald.

Bei den Linken sieht die Co-Fraktionsvorsitzende Frederike-Sophie Gronde-Brunner die Gefahr, dass „Sport nur noch eine untergeordnete Rolle spielen wird“. FDP-Fraktionschef Felix Recke befürchtet vor allem Nachteile für den Breitensport.

Bildungs- und Sportstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) sagt, es gehe nicht um Arbeitserleichterungen für sie als Bezirksamtsvertreterin im Ausschuss. Die Fraktionschefs der Grünen und der SPD hätten die Zusammenlegung beschlossen. Schmitt-Schmelz erwartet aber keine Probleme. Der Ausschuss könne Sondersitzungen für wichtige Sportthemen einberufen. Denkbar sei auch, die Bereiche Schule und Sport im Wechsel auf die Tagesordnung setzen.

Die Stadträtin plant einen „Rat der Sports“. In diesen will sie regelmäßig Vertreter:innen großer Vereine einladen. Zusätzlich hält sie „themenbezogene“ Treffen mit Akteuren aus einzelnen Sportarten für möglich.